Kurzfilm zum Schlössli-Projekt

Der Film entstand für den Tag der offenen Tür. In Kürze wird darin das Renovationsprojekt Schlössli erläutert.

Herzlichen Dank an Michelle Huwiler!


Erläuterungen zum architektonischen Konzept

 

Einraumhaus

Die Transformation des Schlössli von einem mehrgeschossigen Wohnhaus zu einem Einraumhaus, erfolgte nebst dem Nutzungsbedürfnis auch aus konstruktiven und finanziellen Gründen.

 

Nur die Natursteinmauern brauchbar

Von der bestehenden Bausubstanz waren nach den Bränden von 2005 und 2007 einzig noch die Aussenmauern brauchbar. Diese bestehen aus Bruchsteinen und sind 55 bis 75 Zentimeter stark. Diese Mauern galt es zu erhalten, bzw. wieder sichtbar zu machen, indem der bestehende Verputz entfernt und mit einem speziellen Zementmörtel mit längerer Abbindezeit beidseits mit einer Tiefe von ca. fünf Zentimeter erneuert wurde. Diese und weitere Massnahmen (Dachkranz und neue Fenstergewände aus Ortbeton sowie Aussteifungen mit Stahlträger) führten dazu, dass das Gebäude stabilisiert werden konnte. Diese Stabilisierungsmassnahmen wurden notwendig, weil das Gebäude ausgekernt wurde, da die bestehenden Decken- und Innenwandkonstruktionen nicht mehr brauchbar waren.

 

Interessante Komposition

Wir haben somit eine Aussenwand mit Öffnungen, deren unterschiedliche Grössen sowie die Unregelmässigkeit ihrer Anordnung eine ausgesprochen interessante Komposition im Innern wie im Äussern ergeben. Das Dach wird – in zeitgemässer Technologie – in vorfabrizierter Tafelbauweise ausgeführt. Diese beinhaltet eine zusätzliche Stabilisierung des Gebäudes sowie eine optimale Wärmedämmung und Schallabsorbtion. Anstelle von Ziegeln wurde ein integriertes Photovoltaik-Dach gewählt, dessen Stromproduktion ins Netz gespiesen wird.

 

Ein modernes Haus in alten Mauern

Die Montage der Fenster erfolgte auf der Innenseite der Gewände, um die Tiefe der Aussenmauern zu demonstrieren. Ein fugenloser, eingefärbter, geschliffener Hartbeton-Bodenbelag eignet sich für jegliche Nutzungen. Ein möbelartiger Einbau, der sich völlig von den Aussenmauern löst, beinhaltet sämtliche für einen vielfältigen Betrieb notwendige Installationen  (Elektro, Sanitär, Heizung, Küche, WC). Zudem  wird die Nutzfläche durch eine aufgesetzte Plattform erweitert, ein Aufenthaltsort, der den Raum auf eine andere Weise erlebbar macht.

 

Vielseitig nutzbar

Es entstand ein asketischer, aber gut funktionierender Raum, dessen Grösse und Lichtführung sowie das Spürbarmachen der 500-jährigen Geschichte zu einer eindrücklichen Atmosphäre beitragen. Die Nutzung des Gebäudes kann entsprechend sehr vielseitig sein: Ausstellungsraum, Konzertraum, Theaterraum, Seminarraum, Sitzungsraum, Partyraum, Bar etc.

 

Hans Furter, Furter Eppler Partner Architekten, Wohlen


Überlegungen zu Logo und Beschriftung

 

Das neue Logo besteht aus der Wortmarke «Schlössli» und dem modifizierten Familienwappen der «Herren von Wolen», aus dem das heutige Gemeindewappen von Wohlen entstand.

 

Schriftart Avenir

Die Wahl der schnörkellosen Schriftart «Avenir» des Schweizer Schriftkünstlers Adrian Frutiger versteht sich dabei nicht nur als bewusster Kontrast zum verspielten heraldischen Grafikelement, sondern auch als inhaltliches Statement: «Avenir», also frz. für «Zukunft», steht symbolisch für den Beginn des neuen Lebenszyklus des Schlössli als öffentliches Gebäude. Das Wappen mit den Baudaten hingegen steht für die lange Geschichte des Hauses.

 

Das Wappen der «Herren von Wolen»

Das Wappenschild der «Herren von Wolen» zeigt in Weiss eine schwarze, steigende Spitze unter rotem Schildhaupt. Es handelt sich dabei um eine reine Schildteilung ohne symbolische Bedeutung. Das Wappen ist im Siegel des Geschlechts mindestens bis zu dessen bedeutendstem Vertreter «Wernher II. von Wolen» (1290–1348) nachgewiesen. Wernher II. wird um 1301 zum Ritter geschlagen und verlegt seinen Wohnsitz von Wohlen nach Brugg auf die Habsburg. Die Habsburger sind in dieser Zeit bereits zur europäischen Grossmacht aufgestiegen und haben Ihren Sitz nach Österreich verlegt. Die Herren von Wolen gehören zum Dienstadel der Habsburger. Wernher II. wird mehrfach zum Schultheiss von Brugg gewählt und amtet später als Vogt in Baden. Er bleibt der einflussreichste Vertreter des Geschlechts, welches im 15. Jahrhundert ausstirbt.

 

Mutmassliche Erbauer des Schlössli

Die historische Forschung (Dubler, Siegrist 1975, S. 110f) mutmasst, dass die «Herren von Wolen» die Liegenschaft Schlössli erbauten und bewohnten. Nachdem Wernher II. vermutlich bereits Ende des 13. Jahrhunderts auf die Habsburg zog, gab er seinen Stammsitz in Wohlen zum Lehen weiter. Wie wir heute wissen, erfolge der Ausbau zum heutigen Gebäudevolumen erst rund 150 Jahre später, als das Geschlecht der «Herren von Wolen» bereits ausgestorben war.

 

Fazit

Der Kernbau des Schlössli wurde vermutlich von den «Herren von Wolen» im 13. Jahrhundert erbaut. Dessen Ausbau zum heutigen Gebäudevolumen erfolgte um 1546. Vermutlich seit dann, spätestens aber seit dem 18. Jahrhundert, zierten Treppengiebel die Fassaden des Hauses. Vermutlich rührt daher auch der Name «Schlössli» und nicht von seiner ursprünglichen Funktion als Wohnstätte des Adels. Letztlich ist aber vieles der Hausbiografie noch ungeklärt.

 

Fabian Furter, Historiker, Präsident Verein Schlössli